Rückkehr auf die Bühne
Nach dem Schreiben kommt das Sprechen: Über ein Jahrbuch, das kurz vor dem Lockdown erschien, über Erzählungen, die bald herauskommen und über einen Roman, der in den vergangenen Monaten beständig wuchs.
Zwei bierbechernde Jungs warfen sich ungestüme Ausdrücke an den Kopf, drei Endzwanzigerinnen sprachen über Urlaubspläne, Babybäuche und eine Liebe, die nicht sein darf. Ich versuchte mich auf Sadie Jones zu konzentrieren, aber es war kaum möglich. Aus dem Hinterhalt trafen mich gefühlt 800 Wörter in der Minute.
Ich hatte in acht Monaten Lockdown fast vergessen, wie es ist, unter fremden Menschen zu sein. Als ich vergangene Woche an einen Badesee fuhr, erlebte ich einen kleinen Kulturschock: viele Menschen, laute Menschen, quasselnde Menschen, Menschen, die ihr Handtuch 1,43 Meter neben mir ausbreiteten!
Räume füllen mit Schreiben
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Es ist gut, dass Begegnungen wieder möglich sind. Ich muss mich nur erst wieder an sie gewöhnen. In den vergangenen Monaten war ich beständig untergetaucht – konzentriert auf die Schreibarbeit.
Ich schrieb an einem neuen Roman, von dessen Rohfassung rund 180 von geplanten 300 Seiten stehen. Und ich schrieb an einem Erzählband, der kurz vor der Veröffentlichung steht. Der Seitensprung (Untertitel: Erzählungen über die menschliche Natur) enthält vier Geschichten von mir und acht von Michele Lo Chiatto über Liebe, Treue und Begehren. Im Juli wird der Band erscheinen.
Räume füllen mit Gesprächen
Die Veröffentlichung des Erzählbands ist nicht das einzige Ereignis, auf das ich mich freue. Mehr als acht Monate musste Wortreich – Das Jahrbuch des Stuttgarter Autorenstammtischs 2021 ausharren. Nun können wir die von Joachim Speidel und mir herausgegebene Anthologie endlich der Öffentlichkeit präsentieren, bei zwei Lesungen, die ich moderieren werde.
Die Premiere findet am 2. Juli, 19 Uhr, im Gutshof der Weinfamilie Kern in Rommelshausen statt, am 7. Juli, 18 Uhr, sind wir zu Gast beim Open-Air-Festival Kultur im Alten Schloss in Stuttgart. Den Kolleginnen und Kollegen, die auf der Bühne stehen werden, ist die Vorfreude anzumerken. Weil wir alle lange genug aufs Digitale und das eigene Schreibkämmerlein zurückgeworfen waren. Es ist Zeit für ein Wiedersehen.
Natürlich sind da viele Unwägbarkeiten: das Wetter, die Virusmutationen, weitere unvorhersehbare Aspekte. Aber wer würde sich davon die Laune verderben lassen? Meine Lust auf ein Leben nach dem Lockdown ist größer.