Foto: Adam Levine (CC BY)

Schildkröte im Radio

Mein Jahrzehnt begann mit einem Auftritt. Ich zog in den Kulturpalast ein. Im Gepäck: Mein Debütroman, eine Playlist – und eine Portion Nervosität.

Ich neige eigentlich nicht zu Lampenfieber. Vor Lesungen bin ich meistens einigermaßen entspannt. Doch als mich die Moderatorin des Freien Radios Stuttgart am Sonntag, 5. Januar, gegen 14.55 Uhr bat, testweise ins Mikro vor meiner Nase zu sprechen, als sie kurz darauf "Noch drei Minuten" sagte, da begann es zu rutschen, mein Herz, gen Hose.

Es ist eben ein Unterschied, ob man als Autor vor einem zwanzigköpfigen Publikum sitzt oder Wörter und Worte ausposaunt, die zumindest theoretisch von Hunderttausenden gehört werden könnten.

Und dennoch: Ich habe ihn genossen, diesen Auftritt in der Büchersendung im Kulturpalast. Und die Vorbereitungen darauf auch.

Soundtrack für die Revolte

Das fing schon damit an, dass es mir oblag, die Musik auszuwählen, die meine Lesestücke und das Gespräch mit Sabine Gärttling begleiten sollte. Passend zum Inhalt, nicht zu eintönig, mal schwungvoll, mal nachdenklich, mal augenzwinkernd, mal ernst, mal alt, mal neu, mal bekannt, mal weniger - die Mischung sollte stimmen.

Und so setzte ich mich mit S. aufs Sofa, wir suchten, wählten aus, schmissen wieder raus - bis die Auswahl stand. Wobei wir uns vor allem über den Starttitel sehr schnell einig waren.

Dies sind die Songs der Sendung:

Der Traum vom schönen Leben (der wirklich bezaubernden Zürcher Band Steiner & Madleina), Eddie Vedders und Jerry Hannans grandioser Song für den Film Into the Wild, Ed Sheerans Außenseiterhymne, dazu Billie Eilish Kommentar zu meinem Protagonisten Hermann Liebenich und R.E.M.s Verweis auf den zentralen Bruch der Handlung, schließlich Tracy Chapman als Ausklang - S. und ich fanden: das passt.

Wir finden das noch immer.

Der Name der Schildkröte

Die vier Leseblöcke der Sendung drehten sich um Paul Gram, den Journalisten mit ambivalentem Verhältnis zum Bergiff der Wahrheit, jenen kriminellen Unternehmensboss Hermann Liebenich und den rachsüchtigen Schwindler Sebastian Vogt. Begonnen habe ich mit dem Einstieg ins Buch.

Die Abschnitte und das anschließende Gespräch mit der Moderatorin habe ich (mit freundlicher Erlaubnis des Freien Radios Stuttgart) auf Soundcloud hochgeladen.

Aus Datenschutzgründen (Stichwort: DSVGO) habe ich auf ein direktes Einbetten der Soundspuren auf dieser Seite verzichtet. Mit einem Klick hier kommt man zur Playlist bei Soundcloud.

Ganz am Ende der Aufnahme sprachen Sabine Gärttling und ich auch über meine ominöse Schildkröte - und über die in Michael Endes Momo. Ob die nicht genauso heiße wie meine, will die Moderatorin wissen. "Nein, die bei Momo heißt Penthesilea", antworte ich im Brustton der Überzeugung.

Das ist natürlich Blödsinn. Meister Horas Schildkröte heißt Kassiopeia.

Ich könnte jetzt natürlich behaupten, ich habe das absichtlich behauptet, um zu sehen, ob der Fehler jemandem auffällt, der sich dann prompt bei mir meldet - was nicht geschehen ist.

Das wäre aber gelogen. Ich habe etwas durcheinandergebracht. Aber ich stand deswegen schon in der Arbeitszimmer-Ecke, zum schämen.

Link zum Originalfoto

Link zur Creative-Commons-Lizenz

Zurück