Seelenreinigung mit Herzmassage
Ein Blick zurück auf ein anstrengendes Jahr mit einer Verschnaufpause im Sommer. Und ein kurzer Blick voraus.
Anfang August reisten wir für die Hochzeitsfeier von E. und D. für wenige Tage nach Athen. Wir hatten eine Weile gezögert, ob wir es wagen wollen, in Gedanken bei dem anhänglichen, chronisch kranken Tier daheim, das unsere Abwesenheit schlecht verträgt und mit borderline-ähnlichen Zügen darauf reagiert. Am Ende erklärte sich der Opa bereit, sich der Katze anzunehmen. Und wir hofften das Beste.
Griechenland nahm uns sofort in einen wohligen Schwitzkasten und wir ließen es zu. Dankbar, dem deutschen Dauerregen herabprasselnder Katastrophen für den Moment entkommen zu sein. Wir saßen am Sandstrand und lauschten dem Rauschen der Wellen. Wir saßen in der Taverne und berauschten uns am Hauswein, am Essen von geteilten Tellern. Wir saßen im Garten unserer Unterkunft und lauschten lesend den liebeshungrigen Zikaden. Und wir saßen in unserem Mietwagen, gen Süden sausend, Richtung Poseidon-Tempel, stiegen am Kap von Sounion Treppen zum Strand herunter, wo wir uns in einer fast schattenlosen Bucht an die Felsen lehnten und in die Weite schauten, aufs Meer.
Die Tage bei Athen waren schwerelos. Auf der Party tanzten wir, wie wir es seit der eigenen Hochzeit 2020 in unserer (coronagerecht gut durchlüfteten) Garage nicht mehr getan hatten. Wir kehrten gestärkt nach Deutschland (und zur glücklicherweise ganz und gar entspannten Katze) zurück – bereit, uns dem Weiterprasseln der Katastrophen entgegenzustellen.
Keine Macht den Untergangspropheten
Ich erinnere mich dunkel an eine Zeit – sie ist nicht Ewigkeiten her –, in der mir nicht ständig und überall von nahezu allen entgegengebrüllt wurde, dass alles unweigerlich den Bach runtergeht. Ich versuche dem Gedanken meine Gefolgschaft zu verweigern, aber „die Welt“ macht es mir nicht leicht. Es war in vielerlei Hinsicht – mal im Kleinen, häufiger im Großen – ein anstrengendes Jahr. „Die Welt“ suhlt sich weiter und immer wieder im vermeintlich fortschreitenden Untergang.
Was mir hilft, um mich dagegen zu wappnen, ist zu atmen, also bewusst zu atmen, so schwierig das auch ist. Was hilft, ist mir zu vergegenwärtigen, wie gut es uns geht – „wer ist uns?“, fragt ihr euch? Ja, macht das mal! Und was hilft, ist schreiben. Schreiben ist Seelenreinigung mit Herzmassage. Das Gleiche gilt fürs Lesen. Oder fürs Zuhören.
Mein guter Vorsatz für 2026 ist daran festzuhalten: Atmen, schreiben, lesen – auch vorlesen. Allen, die zuhören mögen, seien schon mal zwei Termine ans Herz gelegt:
Am Freitag, 23. Januar 2026, 19 Uhr, lese ich in der Veranstaltungsreihe „Tagaus …“ der Omas gegen Rechts Wandlitz im Café Stall der evangelischen Kirchengemeinde Wandlitz, Breitscheidstr. 20, Gedichte, Miniaturen und Erzählungen aus den vergangenen vier Jahren. Die Lesung wird gefördert durch den Brandenburgischen Literaturrat aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
Und am Dienstag, 27. Januar 2026, 19.30 Uhr, trete ich beim Wohnzimmer Slam der Berliner Kiezpoten im Theater Verlängertes Wohnzimmer, Frankfurter Allee 91, auf.