Und im Garten Kiefern
Aus dem Bauch heraus: leben zwischen Brandenburg und Berlin
Der Mensch muss sich bewegen, hin und wieder jedenfalls. Ich wertete den zaghaft durchs Fenster dringenden Gruß der Sonne als Aufforderung und verließ den Bungalow. Bog am Gartentor ab und schlenderte dem Wald und den Feldern dahinter entgegen. Richtungsänderungen überließ ich meiner Spontaneität und erfreute mich an den Straßennamen, an die sie mich führte: Paradiesweg, Adamweg, Evaweg.
Tags zuvor hatte ich mich den Kottbusser Damm in Neukölln entlanggeschlagen – auf dem Weg zum Branchentreff Literatur der Lettrétage. Die „Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlin“ schien mir eine passende Anlaufstelle zu sein, plane ich doch, mich künftig öfter dort zu bewegen, hin und wieder jedenfalls.
Wie gehofft traf ich beim Barcamp im Refugio auf Menschen mit gleichen Interessen und unterschiedlichsten Hintergründen. Ich tauschte mich mit ihnen über alternative Lesungsformate aus, übers Publizieren und (bewusstes) Nicht-Publizieren und über die Frage „How to stay creative when there is no time?“.
Wo sich das Licht anders bricht
Rund 38 Kilometer (und die Ländergrenze von Berlin zu Brandenburg) liegen zwischen dem Refugio und dem wald- und feldnahen Gartentor. Mein Rückweg zu Fuß, mit U-, S- und Regionalbahn dauerte eineinhalb Stunden. Ich hatte ein Buch dabei, doch ich benötigte es nicht. Die Eindrücke im Kopf und die Musik im Ohr hielten mich beschäftigt.
Als S. und ich uns überlegten, Stuttgart zu verlassen, um anderswo neue Impulse zu suchen, hatten wir zuerst einen anderen Ort, eine andere Stadt, im Sinn. Die Umstände und das Glück führten uns nach Wandlitz, wo wir uns spontan verliebten – in das beschauliche Häuschen, in das kieferngesäumte Grundstück und die Seen drumherum. Und wo dann plötzlich alles sehr schnell ging.
Wandlitz bedeutet Weite. Berlin ist ein kaleidoskopischer Kreisel am Dauerdrehen. Wir werden uns künftig bewegen zwischen Weite und Nähe, zwischen kreativer Ruhe und kreativem Getöse.
Dem Gefühl gefolgt
Stuttgart ist Heimat. Doch zuletzt ist Stuttgart ein wenig eng geworden, was nicht allein mit Topographie und Stadtentwicklung zu tun hat. Das Abenteuer hat gerufen. Wir haben zugehört.
Neulich, in einem Moment des Rekapitulierens, fragte ich mich, ob wir eigentlich verrückt sind, eine solch lebensverändernde Entscheidung weitgehend aus dem Bauch heraus zu treffen. Ich fragte das nur kurz. Dann freute ich mich wieder. Und fiebere nun dem endgültigen Umzug entgegen. Das mit Wandlitz und uns ist erstmal für immer.