Foto: Regine Bott

Wortreich – Ein Projekt fürs Herz

Warum ich für den Stuttgarter Autorenstammtisch eine Anthologie herausgegeben habe.

Ende März erschien die Anthologie Wortreich – Jahrbuch des Stuttgarter Autorenstammtischs 2019. Ende April stellten wir sie im Hospitalhof Stuttgart vor. Wir, das sind zwölf Autorenkolleginnen und zehn Autorenkollegen aus der Region, die mir in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen sind.

Und weil sie dort kleben, es rohe Gewalt bedürfe, uns wieder zu trennen, ich das gar nicht wöllte, war mir das Projekt eine Herzensgelegenheit. Also habe ich es in einem kleinen, feinen Team organisiert, lektoriert und schließlich das Wortreich gemeinsam mit Joachim Speidel herausgegeben.

Schriftstellern sagt man nach, von Natur aus scheue Einzelgänger zu sein, die über das Licht außerhalb der finsteren Kammer stöhnen, in der sie geschützt vor äußeren Einflüssen an ihren Geschichten stricken.

In gewisser Weise ist daran auch was dran – so mancher Kreativer schweigt aus Furcht vor dreisten Dieben über aktuelle Projekte beharrlich. Ich aber suche den Austausch – und suchte ihn schon 2014. Also antwortete ich auf eine Kontaktanzeige.

Der mürrischen Kellner Opfer 

Menschen, die (lobenswerterweise) das Vorwort der Anthologie Wortreich schon gelesen haben, wissen es bereits: Ich suchte nicht die Liebe, ich suchte einen Stammtisch. Genau den wollte die Autorin und Weltenbummlerin Ute Bareiss für den Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (BVjA) aufbauen, was nach dem einen oder anderen Anlauf auch klappte.

Wir trafen uns an viel zu kleinen Tischen in einem Restaurant am Stuttgarter Feuersee, tranken Schwarzbier und Weißwein, aßen Käsespätzle und ein Steak für die angeblich schlanke Linie – inklusive randvoll gefülltem, bodenlosem Salatteller. Wir ließen uns von miesepetrigen Kellnern anpflaumen und  gaben einander Tipps für den Umgang mit Schreibblockaden oder die Suche nach einem Agenten oder Verlag.

Obwohl Spirituosen so gut wie nie auf unserem Tisch landeten (um mal mit einem anderen Klischee aufzuräumen, das sich bezüglich Schriftstellern im Allgemeinen hartnäckig hält), hatte irgendwann irgendwer die Schnapsidee mit der Anthologie.

Die fand in unserem fröhlichen Haufen aus Traditionalisten und Selfpublishern, Jungen und Alterslosen, Lyrikern und Prosaisten, Fantasten und Realisten, Veröffentlichten und Unveröffentlichten durch die Bank Anklang. Und so begann es.

Ein Wortreich fürs Trott-war

Ein gutes Jahr hat es gedauert, bis ein ächzender DHL-Bote die ersten 200 Exemplare des Jahrbuchs vor meinen Briefkasten hievte. Das Wortreich soll das ganze Spektrum unserer Kunst abdecken, soll unterhalten und verzaubern – und es soll helfen.

Früh schon hatten wir beschlossen, den Gewinn nicht durch 23 (23? War da nicht was?) zu teilen, sondern ihn gesammelt zu spenden. Die Wahl fiel schließlich auf den Stuttgarter Verein Trott-war, bekannt durch die gleichnamige Straßenzeitung, der 2019 sein 25-Jahr-Jubiläum feiert.

Wer das Buch kauft, macht also nicht nur ein paar Stuttgarter Schriftstellerinnen und Schriftsteller glücklich, sondern auch die Menschen, denen Trott-war hilft.

Und wer erfahren möchte, worum es in meinem Anthologie-Beitrag Boten geht, das aber nicht lesen, sondern auch hören will, hat am Montag, 20. Mai dazu Gelegenheit. Um 16 Uhr beginnt in der Echterdinger Zehntscheuer, Maiergasse 8, eine Lesung, bei der ich das Wortreich gemeinsam mit Joachim Speidel und Marco Heinz präsentiere.

Zurück